Hier finden Sie folgende Beiträge:
von Wolfgang Voigt
Ausgerechnet im Jahre 2001, für das der Naturschutzbund Deutschland den Haubentaucher zum “Vogel des Jahres” ausgerufen hatte, brach die lange Serie erfolgreicher Bruten am Alsdorfer Weiher ab.
Vorher hatten die Taucher in den Jahren von 1985 bis 1990 und von 1993 bis 2000 Nachwuchs an diesem Gewässer groß gezogen. Dabei hatte es 1987 zwei Bruten desselben Paares und 1998 zwei Brutpaare
gegeben. Im letzten Jahr erschien dann wiederum ein Paar, ausgerechnet am 24. Februar, an dem bei abgesenktem Wasserspiegel eine Abfischaktion im Rahmen der Weiher-Sanierung versucht wurde. Die
beiden blieben zunächst bis Anfang April, wobei sich gelegentlich ein einzelnes Tier hinzugesellte. Am 4. April berichteten Schüler vom benachbarten Gymnasium, dass Kinder die Vögel mit Steinen
beworfen hätten. Erst am 8. April stellten sich wieder drei Exemplare ein. Am 1. Mai waren es sogar zwei Paare. Obwohl des öfteren Balz festzustellen war, kam es nicht zur Brut. Die letzte
Beobachtung eines Einzelexemplars gelang in diesem Jahr am 14. Juni. Es wurde beim Tauchen durch ein auf dem Weiher fahrendes Motorboot empfindlich gestört.
Der Misserfolg im Jahr 2001 war wohl im Wesentlichen durch zwei Faktoren verursacht worden: Zum einen hat sich die Wiederbefüllung des Weihers relativ lange hingezogen, zum anderen war wegen der
geringen Wasserfläche der Druck durch störende Menschen besonders hoch.
Umso erfreuter sind die Ornithologen daher in diesem Jahr gewesen, als eines von zwei Paaren, die sich seit Ende Februar auf dem Kahnweiher aufgehalten haben, am 22. März mit dem Nestbau begonnen
hat. Das Nest ist zwar recht nahe und vielleicht zu gut einsehbar in der Nähe des Spazierweges gewesen, aber am 10. April haben die Haubentaucher mit der Brut begonnen, die allerdings am 15.
April abgebrochen worden ist.
Das Paar bleibt aber vor Ort und am 17. April ist ein neues Nest hinter einem kleinen Schilfbestand und in deutlich größerem Abstand zum Weg fertig. Hier beginnt am 18. April der zweite
Brutversuch. Am 16. Mai entdecken bei einem Unterrichtsgang der 7b des Gymnasiums die Schüler Jens Gorges, René Krämer und Björn Schmolke drei Jungtiere im Nest. Am 10. Juni kann man zwei
Jungtiere das erste Mal frei schwimmend beobachten, während ein kleineres sich noch in einer Flügeltasche aufhält. Drei Tage später sind alle drei im Wasser, betreut von den beiden
Elterntieren.
Ab dem 23. Juni werden von Naturschützern und Spaziergängern nur noch das Männchen mit zwei Jungtieren gesehen. Das Verschwinden von Muttertier und “Nesthäkchen” bleibt rätselhaft...
Da jedoch bis weit in den Juli hinein der verbliebene Nachwuchs gute Lernfortschritte zeigt, kann man von einer erfolgreichen Brut sprechen. Dies ist umso erfreulicher, als auf dem
Rückhaltebecken im benachbarten Herzogenrath am 5. Mai nach Starkregenfällen durch eine Hochwasserwelle eine bis dahin erfolgreich verlaufene Brut verloren gegangen ist. Hier kann man einmal mehr
erkennen, wie wichtig es ist, dass in Alsdorf der Broichbach am Gewässer vorbeifließt.
von Wolfgang Voigt
Der Uhu ist in der Vergangenheit des öfteren im Kreis- und Stadtgebiet Aachen beobachtet worden.
So liegen unter anderem folgende Meldungen vor: Schneeberg in Aachen (Juni 1978, BOMMER), bei Alsdorf-Duffesheide (Oktober bis November 1982, SPEER), Herzogenrath-Merkstein (November 1982,
TIEMANN), Halde Nierchen in Eschweiler (Totfund im Januar 1983, laut Moll-Tagebuch Nr. 39), Rursee (laut Pressebericht wird ein erschöpftes Tier im Juli 1998 aus dem Wasser gefischt). Neben
diesen sporadischen Beobachtungen gibt es aber mit der Zeit auch Brutnachweise. So berichtet Helmut Klußmann 1983 von einer Brut im Stolberger Steinbruch "Binsfeldhammer". Hildegard Krebs-May und
Martin May bestätigen dies später. Sie sind es auch, die 1983 im NSG Rüst zusammen mit Gerhard Moll einen Brutnachweis führen. Für diesen Bereich liegen entsprechende Beobachtungen durch Helmut
Sang für das Jahr 1997 vor. Josef Metzen und das Ehepaar May registrieren in den Jahren 1993 bis 2000 Bruten im NSG Brockenberg. Jeweils drei Jungtiere werden im Steinbruch "Berhardshammer" 1996
(MAY), 1997 (SANG) und 2000 (METZEN) festgestellt.
Eher sensationell sind die beiden Jungtiere, die man im Juni 1999 an der Aachener Frankenburg beobachtet (MOLL/NEUMANN und andere). Im Mai 2000 meldet Josef Metzen wiederum aus Stolberg eine Brut
aus dem Steinbruch "Zur Mühlen II". Hier gelingt es, zwei Jungtiere zu beringen.
Seit der erfolgreichen Ansiedlung dieser ehemals ausgestorbenen Vogelart im Stolberger Raum erhält der NABU auch im Nordkreis wieder vermehrt Meldungen von vagabundierenden Einzeltieren. Während
zunächst Armin Teichmann im Juni 2001 eine Einzelbeobachtung im Raume Altmerberen macht, konzentrieren sich weitere Feststellungen auf den Bereich des Alsdorfer Stadtgebiets.
So werden die Mitglieder der NABU-Ortsgruppe am 26. Juli dieses Jahres alarmiert, als Gerhard Moll von einem Alsdorfer Bürger die Meldung erhält, dass in einem Garten am Ofdener Bellisweg ein Uhu
im Baum säße. Zunächst vermutet dieser eine Fehlmeldung und überprüft vor Ort, ob es sich nicht doch "nur" um eine Waldohreule handelt.
Tatsächlich präsentiert sich ihm aber ein ausgewachsener Uhu, der in einem Baum sitzt und erst nach Annäherung einer übereifrigen Presse-Fotografin abstreicht und in den Nachbargarten
wechselt.
Hier ist nun von Anliegern zu hören, dass die Eule schon mehrere Tage beobachtet worden ist. Am 23. September erhält Karl Gluth einen Hinweis auf einen Uhu, der in einem Garten in
Alsdorf-Mariadorf vorgefunden worden ist. Auch hier ist die umgehende Überprüfung positiv. Die nächste Meldung kommt im Oktober 2001 aus der Siedlung Busch. Es bleibt zunächst ungeklärt, ob es
sich jeweils um ein und dasselbe Tier handelt oder ob mehrere im Stadtgebiet unterwegs sind.
Die vorläufig letzte Episode dauert mittlerweile nun schon etwas länger an: seit Mitte November ist ein Tier relativ ortstreu auf hohen Bäumen (bevorzugt alten Eichen) im Freizeitgelände am
Alsdorfer Weiher zu beobachten. Mehrfach hat es dabei eine Ratte oder eine andere fette Beute in den Fängen.
In einer ehemaligen Kiesgrube in der Nähe von Blumenrath gibt es im Jahre 1999 eine kleine botanische Sensation: Hermann Schmaldienst entdeckt im Juni sieben blühende Exemplare einer
Orchideenart, die Wolfgang Voigt als Hundswurz (Anacamptis pyramidalis) bestimmt. Später im Monat zählt Matthias Bülles weitere 77 Exemplare auf dem Brachgelände, das teils trockenrasenähnliche
Strukturen, teils in Sukzession befindliche Jungwaldflächen trägt.
Die Pyramidenorchis - wie die Pflanze auch genannt wird - gibt Erich Savelsbergh, der bekannte Orchideenkenner des Aachener Raumes, in einer 1970 veröffentlichten Studie für den Pietersberg bei
Maastricht, für Limburg und die Dürener Muschelkalkzüge an. Der NABU-Aktive Josef Metzen hat die Art in jüngerer Zeit für den Steinbruch Binsfeldhammer in Stolberg festgestellt.
Die Alsdorfer Naturschützer vermuten, dass die Hundswurz mit Steinbruchmaterial eingeschleppt worden ist. Jenseits der Umzäunung lagern nämlich ausgedehnte Schotterhalden für die Teerherstellung
in einem nahegelegenen Werk.
Vielleicht sind so auch die Vorkommen weiterer Orchideenarten in der näheren und weiteren Umgebung zu erklären. Es sind dies das Große Zweiblatt (Listera ovata), das Übersehene Knabenkraut
(Dactylorhiza praetermissa, nur 1999 als Einzelexemplar), Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium, nur in den Jahren 1999 und 2000), die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera, in sehr großer Zahl)
und die Breitblättrige Sitter (Epipactis helleborine, ebenfalls in guten Beständen).
Der Jülicher Experte Robert Mohl stellt auf einer Begehung des Gebietes im Sommer 1999 insgesamt 296 Pflanzenarten fest. Darunter ist eine Reihe weiterer bedrohter und seltener Arten, z.B.
das Rotgelbe Fuchsschwanzgras, die Schlitzblättrige Karde, das Wiesen-Habichtskraut, das Florentiner Habichtskraut, der Straußfarn, die Schwarz-Pappel und die Rotblättrige Rose. Die Zahl der
angetroffenen Arten ist mittlerweile sogar auf 351 angestiegen (Wilhelm Lemmen / Wolfgang Voigt).
Im Jahre 2001 kommt eine weitere Orchideen-Art hinzu. Hermann Schmaldienst und Wolfgang Voigt entdecken im Juli vier Exemplare der Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopea). Sie stellen außerdem
fest, dass die Hundswurz sich in Ausbreitung befindet. An einer neuen Stelle zählt man 28 Exemplare.
Das Gebiet steht zwar unter Landschaftsschutz, der NABU Aachen-Land bemüht sich jedoch zur Sicherung der wertvollen Orchideenbestände um die Ausweisung als Naturschutzgebiet. Ein entsprechender
Antrag ist bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Aachen gestellt.
(Foto: MATTHIAS BÜLLES)
von Wolfgang Voigt
Der Eschweiler Bergwerksverein (EBV) fällt im Oktober 1993 mit Genehmigung vom Kreis Aachen in Alsdorf-Neuweiler die Pappeln, auf denen sich seit mehreren Jahren eine Saatkrähen-Kolonie
entwickelt hat. In der Brutsaison 1993 haben Aktive des NABU Aachen-Land noch 28 besetzte Nester gezählt.
Bereits am 5. Mai 1990 hat unser Verband an die Kreisbehörde den Antrag auf Unterschutzstellung des Baumbestandes gestellt. Die neu entstandene Saatkrähen-Kolonie sollte im Landschaftsplan II als
Naturdenkmal ausgewiesen werden. Hintergrund sind der Umzug der Kolonie von Merkstein, wo die Kolonie Naturdenkmal gewesen ist, die besondere Schutzwürdigkeit der Rote-Liste-Art und die
bevorstehende Schließung der EBV-Betriebe gewesen.
Am 16. Juli 1991 teilt die Kreisverwaltung hierzu wörtlich mit: „Derzeit ist meines Erachtens die Ausweisung als geschützter Landschaftsbestandteil unter der Nr. 2.4-58 ein ausreichender Schutz
für den Pappelbestand mit darin nistenden Saatkrähen. Eine von Ihnen ggf. befürchtete Pappelfällung in diesem Bereich würde gegen die Bestimmungen des Landschaftsplanes verstoßen.“
Umso überraschender kommt 1993 die Entscheidung des Kreises, die vom EBV geplante Fällung zu genehmigen. In diesem Zusammenhang ist übrigens interessant, dass derselbe Verwaltungsbeamte in einem
Schreiben vom 8. Oktober 1993 an unseren Verband behauptet: „Die Saatkrähen-Kolonie auf dem Anna III - Gelände ist mir erst seit diesem Jahr bekannt. In den vergangenen Jahren war die Kolonie in
Merkstein. Diese Kolonie war und ist auch weiterhin durch den Landschaftsplan II als Naturdenkmal 2.3-14 geschützt.“
Wohlgemerkt, dort wird weiterhin eine Kolonie geschützt, die überhaupt nicht mehr existiert! Umso intensiver sind unsere Bemühungen um Rücknahme der Genehmigung. Sie werden allerdings ignoriert.
Einen letzten Versuch unternimmt der Vorsitzende des Landschaftsbeirats, der mit der Genehmigung befasst gewesen ist, ohne allerdings von der Behörde über das Vorkommen des Saatkrähen informiert
worden zu sein. Er wendet sich an den Landrat und den Oberkreisdirektor. Von der Verwaltungsspitze erhält er die telefonische Auskunft, dass vorgesehen sei, die „Pappel-Fäll-Aktion“ erst nach der
Saatkrähen-Brut 1994 durchzuführen.
Ungeachtet dessen erfolgt die Fällung der Pappeln im Oktober 1993. Die an sich gute Zusammenarbeit zwischen unserem Verband und der Unteren Landschaftsbehörde wird hierdurch stark belastet.
Angemerkt sei noch, dass der vom NABU Aachen-Land vorhergesagte Umzug der Kolonie in das Alsdorfer Stadtgebiet tatsächlich eingetreten ist. Zunächst gründet sich eine Kolonie im Südpark - dem
ehemaligen Friedhof am Ohligsweg -, später sogar auf den Platanen des St. Brieuc - Platzes.
von Wolfgang Voigt
Als mir am 8. Februar 1991 Alexander Pontzen einen Weißstorch meldet, der sich im Schlosspark Ottenfeld aufhält und gelegentlich sogar die Dächer der dortigen Gebäude aufsucht, schaue ich ihn
ungläubig an. Was tut ein Storch mitten im Winter in Alsdorf? Ob mein Schüler vielleicht einen Graureiher meint? Auch dieser Vogel zeigt sich gelegentlich auf Ofdener Dächern, von wo er Ausschau
nach fischbesetzten Gartenteichen hält.
Als das beobachtete Tier aber kurze Zeit später in den Tierpark wechselt und dort von den Alsdorfer Ornithologen in Augenschein genommen wird, ist die Sensation perfekt: es ist tatsächlich ein
ausgewachsener Weißstorch. Nach intensiver Beobachtung durch Karl Gluth und den Herzogenrather Günter Venohr gelingt es nicht nur, einen Aluminiumring am Fuß festzustellen, sondern auch die
Ringnummer darauf zu entziffern: “Helgoland 810 N”. Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis die weitere Recherche bei der Vogelwarte Helgoland in Wilhelmshaven ergibt, dass das Exemplar
aus dem Freilichtmuseum Hessenbad in Neu-Anspach stammt. Dort ist es als Nestling freifliegender Eltern am 9. Juli 1988 beringt worden.
Fortan pendelt der Storch zwischen dem Tierpark und dem Schlosspark hin und her. In dieser Zeit werden auch etwas seltsam anmutende Fotos gemacht, die ihn in Schnee und auf Eis zeigen.
Erst am 4. März dieses Jahres schaut der Alsdorfer Ornithologe Gerhard Moll - gerade von einer seiner vielen Reisen zurückgekehrt - wieder intensiver nach dem Tier. Und dies kann man als
Glücksfall bezeichnen. Er findet den Storch in einem der Angelteiche liegend. Lediglich der Kopf schaut aus dem Wasser. Schwache Bewegungen zeigen, dass er noch am Leben ist. Er wird geborgen und
in die Obhut des Tierpflegers Josef Müller gegeben. Offenbar hat er etwas Giftiges aufgenommen.
Im Verlaufe wochenlanger intensiver Pflege kommt der Vogel langsam wieder zu Kräften. Flugübungen bringen auch wieder die Muskulatur in Gang. Es ist Ende Juli, als er sich in die Luft erhebt und
wegfliegt.
In der Folgezeit wird der seltene Gast nicht mehr gesehen. Oder doch? Wolfgang Deuster beobachtet am 11. Dezember 1991 einen Storch, der über dem benachbarten Gymnasium der Stadt Alsdorf seine
Kreise zieht...
von Wolfgang Voigt
Der Spuk ist vorbei. So werden viele Ofdener Bürger jetzt denken. Was war geschehen? Etwa seit Pfingsten hallten durch weite Teile der Siedlung ziemlich genau ab 22 Uhr bis tief in die Nacht
hinein hohe, schrille "pschie"-Schreie, und das im Abstand von wenigen Sekunden.
Es handelte sich um die Bettelrufe von drei jungen Waldohreulen. Die Liste der Brutvögel in Ofden ist um eine kleine Rarität länger geworden. Ebenfalls in diesem Jahr hatten bereits erfolgreiche
Graureiher- und Eisvogel-Bruten die Naturliebhaber in Begeisterung versetzt!
Wenn auch die Waldohreule noch relativ häufig ist, so sind Bruten im Siedlungsbereich bisher doch die Ausnahme. Ausgesucht hatten sich die Vögel ein altes Elsternnest in einer Pappelreihe an der
ehemaligen Hauptschule mit angrenzenden Ackerflächen. Gerne werden auch verlassene Krähennester als Brutstätte genommen, was zeigt, dass die Rabenvögel eine umfangreichere ökologische Bedeutung
haben als lange Zeit angenommen bzw. zugegeben.
Mit den Bettelrufen signalisieren die jungen Eulen ihren Sitzplatz. Nachdem sie das Nest verlassen haben, suchen sie einzeln verschiedene Stellen auf, wo sie vom Weibchen gefüttert werden. Die
Futterübergabe durch das Alttier ist oft von einem Fauchen ("chwau") begleitet. Verärgert gibt es ein bellendes "uäg uäg uäg" von sich. In der Stille der Nacht sind all diese Laute durchaus dazu
geeignet, Menschen um ihren Schlaf zu bringen, wie uns in zahlreichen Gesprächen glaubhaft gemacht wurde. Bis zu 600 Meter weit hört man die Schreie. Wenn dann ein Jungtier im eigenen Garten auf
einem Baum vor dem Schlafzimmerfenster sitzt...
Im allgemeinen zeigte man aber Verständnis für diese Urlaute der Natur. Am Dienstagabend hörte man die Jungtiere bereits nur noch aus einiger Entfernung, jenseits von Alt-Ofden. Die Vögel erobern
jetzt wohl die weitere Umgebung des Broichbachtales. Bis zum nächsten Jahr? Man darf gespannt sein.
(Presseartikel vom 27. Juni 1990)
von Wolfgang Voigt
Seit 1988 hat sich im sogenannten „Ofdener Wäldchen“ in der Nähe des Alsdorfer Tierparks eine Graureiher-Kolonie entwickelt. Graureiher sind seit längerem Nahrungsgäste im Wurm- und Broichbachtal
gewesen. Angelteiche, die „Ruhezone“ an der Tageserholungsanlage in Alsdorf, Gewässer im Bereich der Bergehalden und das Herzogenrather Rückhaltebecken mit ihrem Fischreichtum haben die Tiere
angelockt, welche in Kolonien in den Niederlanden zu Hause gewesen sind. Von dort stammt vermutlich auch das erste Brutpaar, das im Jahre 1988 erstmals in Alsdorf-Ofden zwei Jungvögel durchbringt
und damit die neue Kolonie gründet.
Bereits im zweiten Jahr ist der Bruterfolg jedoch wieder bedroht. Am 4. April 1989 beginnen in unmittelbarer Nähe Baumfällaktionen. Durch die Intervention des Ornithologen Gerhard Moll vom
Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) kann das Ausdünnen des Fichtenbestandes gestoppt werden. Der Technische Beigeordnete der Stadt Alsdorf, Reinhard Meierjohann, erläutert in der Presse, dass
die Stadt nicht über die Brutkolonie informiert gewesen sei. Darauf aufmerksam gemacht, habe man umgehend gehandelt: die Arbeiten sollten nun erst nach Ablauf der Brutzeit fortgesetzt
werden.
Am 14. April 1989 stellt der Deutsche Bund für Vogelschutz den Antrag, das Graureiher-Brutgebiet unter Schutz zu stellen. Am 18. April teilt Umweltamtsleiter Karl Becher im Fachausschuss mit,
dass die Stadtverwaltung aus der Baumfällaktion des Forstamtes Würselen im Bereich der Graureiherkolonie Konsequenzen gezogen habe. Das Forstamt sei angewiesen, alle Fällaktionen im Stadtgebiet
im Rathaus anzuzeigen und in der Vogelbrutzeit das Fällen von Bäumen zu unterlassen.
Am 10. August folgt der Ausschuss für Stadtplanung und Stadtgestaltung dem Antrag des DBV auf Ausweisung der Graureiherkolonie als Naturdenkmal. Die Stadt will den Fichtenbestand zwischen
Wildschwein- und Rotwildgehege nicht mehr wirtschaftlich nutzen.
Im Landschaftsplan I des Kreises Aachen, der am 5.9.1991 in Kraft tritt, ist der Gehölzbestand mit Graureiher-Kolonie als NSG „Nordwestlich Ofden“ eingetragen.
Es ist sicherlich auch diesen Schutzmaßnahmen zu verdanken, dass die Alsdorfer Brutkolonie 1990 bei der Kartierung der Standorte der Graureiherkolonien im Rheinland vertreten ist.
Mittlerweile hat sich die Kolonie stabilisiert. Die Tiere beschaffen – vor allem zur Brutzeit – ihre Nahrung von weit her. Der Lucherberger See bei Weisweiler, die Halde Carl Alexander in
Baesweiler und das Wurmtal bei Würselen und Herzogenrath sind hier zu nennen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Reiher auch Gartenteiche besuchen. So ist ein Graureiher auf dem Dach
eines Ofdener Hauses kein seltener Anblick. In den weitaus meisten Fällen tolerieren die Bürger die Anwesenheit der Tiere.
Stand: 25. August 2001
von Karl Gluth
Die ehemalige Bergmannssiedlung Alsdorf/Ost ist seit 1972 mein Untersuchungsgebiet, dort zähle ich alle besetzten Nester. Diese Siedlung, gebaut 1955, bestand sowohl aus Reihenhäusern als auch aus Einzelhäusern, die, mit Rauputz versehen, gute Brutmöglichkeiten boten. Es gab zwar immer Bewohner, die Schwalbennester aus Reinlichkeitsgründen beseitigten, dem standen ebenso viele Bewohner entgegen, die sich über die Glücksbringer freuten und ihnen den Brutplatz gönnten. Ein Kotbrett, 30 cm unterhalb des Nestes angebracht, verhinderte die Verschmutzung und war am Jahresende schnell gesäubert.
Seit Urzeiten hat sich der ehemalige Felsenbrüter, die Mehlschwalbe (Delichon urbica), den Menschen angeschlossen. Als Frühlingsbote und Glücksbringer geliebt, konnte sie an den Häusern brüten, Feldwege boten Nistmaterial, und in den blumenreichen Wiesen war an Insekten kein Mangel.
Erst als die Landwirtschaft industrialisiert wurde, ging der Schwalbenbestand radikal zurück. So macht man kaum noch Heu, sondern lässt das Gras in großen Plastikballen zu Silage vergären, dabei werden Insekten in allen Stadien vernichtet. Dazu kommt, dass der Blumenbestand auf einer Wirtschaftswiese gegen Null tendiert und sowohl Insektenfressern als auch Samenfressern die Lebensgrundlage entzieht.
Natürliche Brutschwankungen, bedingt durch Witterungseinflüsse, hat es immer gegeben, diese glich die Natur nach einigen Jahren aus. So gab es 1974 im September einen Kälteeinbruch, viele Schwalben kamen in der Kälte um, Tierschützer organisierten Schwalbentransporte in die Überwinterungsgebiete. Im folgenden Jahr sank der Brutbestand auf 25 Nester, war aber nach einigen Jahren auf dem alten Niveau.
Der Brutbestand ist von 75 Nestern im Jahr 1972 auf 1 Nest 2008 gesunken. Was sind die Ursachen?
Viele Einzelhäuser sind inzwischen im Eigentum der Bewohner und wurden verklinkert, Schwalben passen nicht zu diesen reinlichen Menschen. Reihenhäuser hat man aus Klimaschutzgründen mit einer Isolierschicht versehen, an diesen Häusern sind nach der Renovierung alle Schwalben verschwunden. Die Feldwege sind alle geteert, das Nistmaterial wird knapp.
Alle diese Gründe sind nicht die Hauptursache für den Rückgang der Schwalben, das ist das Verschwinden der Nahrung. Mückenbekämpfungsmittel setzen sowohl die Behörden als auch Privatleute an Gewässern ein. Den Rest besorgen Insektizide und elektrische Insektenvernichter, die wahllos alles töten. Kühen sowohl im Stall als auch auf den Weiden werden Insektizide über den Rücken gegossen. Ohne Fliegen sind die Tiere ruhiger und geben mehr Milch.
In Polen sind die Schwalbenbestände noch so lange gut, bis die EG-Landwirtschaft auch dort voll zuschlägt.
Herr Moll zählte die Mehlschwalben in Alsdorf-Ofden. Dort ist der Bestand von 85 Nestern im Jahr 1980 auf null Nester im Jahr 2000 gesunken, d. h. die Mehlschwalben sind in Ofden ausgestorben!
Warum müssen alle Grünflächen und Gärten wie Golfplätze aussehen?
„Sag mir, wo die Blumen sind!“, heißt es in einem Lied, „Wann wird man je verstehn?“
Ganz programmgemäß sang am 21. März der erst Zilpzalp dieses Jahres, eben aus dem afrikanischen Winterquartier zurückgekehrt, oberhalb des Parkplatzes am Alsdorfer Weiher. Er war sozusagen die
Begrüßung für die Vogelfreunde aus Alsdorf, Aachen und aus verschiedenen Orten des Landkreises, die sich aufgrund einer Einladung des Deutschen Bundes für Vogelschutz und der Volkshochschule zu
einer vogelkundlichen Frühlingswanderung trafen.
Die stattliche Zahl von 45 Teilnehmern besuchte zuerst den Alsdorfer Tierpark, in dem vor allem der Ententeich mit seinem natürlichen Schilfgürtel gefiel. 23 Wasservogelarten konnten aus nächster
Nähe betrachtet werden. Besonders die Erpel der Löffel-, Tafel-, Mandarin- und Kolbenente prunkten in ihrem schönsten Prachtkleid. Unermüdlich zeigten Reiherente und Bleßralle ihre Tauchkünste,
und der Höckerschwan lüftete seine Schwingen zu einigen Kurzstreckenflügen.
Nach eingehender Besichtigung der vier Volieren für Greifvögel, Krähenvögel, Tauben und Waldvögel sowie der Fasanerie ging es zum Ofdener Wald. Hier konnte Einblick in die praktische
Vogelschutzarbeit genommen werden, als die unterschiedlichen Nistgeräte und eine neuartige Fütterungsanlage erläutert wurden.
Jenseits der B 57 wurde dem Schlosspark Ottenfeld ein Besuch abgestattet. Zwei Turmfalken schwebten im eleganten Balzflug über den mächtigen Parkbäumen; überall ertönte Vogelgesang. 16 singende
Vogelarten wurden gezählt, am lautesten schmetterten die großen, die Sing- und Misteldrossel, aber auch der kleine, der Zaunkönig.
Im Schlosspark wurden von botanisch interessierten Teilnehmern auch folgende Frühblüher festgestellt: Kornelkirsche, Schwarzerle, Zitterpappel und Salweide.
Durch die Lindenallee führte die Wanderung dann zum Krähenwald, in dem sich zwar keine Krähenkolonie mehr befindet, an dessen Rand aber - wie alljährlich im März -der erste Kiebitz seinen lauten
Ruf erschallen ließ. Früh eingetroffen an ihrem Brutplatz waren auch nahe der Bergermühle die Rohrammer und die Bachstelze, die zierlich auf dem Dachfirst tippelte.
Der Heimweg zum Ausgangspunkt erfolgte am Broichbach entlang. Allen prägten sich die Flugbilder von Stock- und Krickenten, von Ringeltaube und Buntspecht ein, während nur einige das Glück hatten,
den seltenen Raubwürger und die flinke Wasserralle zu beobachten.
41 Vogelarten standen auf der Liste, die gegen Mittag verlesen wurde, ein beachtliches Ergebnis, wenn man berücksichtigt, dass die kalte erste Märzhälfte die Rückkehr vieler Zugvögel beträchtlich
verzögert hat.
von Rolf Hennes
Trotz des windigen und leicht regnerischen Wetters, das so recht zu dieser Jahreszeit passt, konnte der Exkursionsleiter Rektor Moll auch dieses Mal um 15 Uhr am Tierpark 12 Teilnehmer begrüßen.
Von hier aus ging es dann per PKW zum Nordfriedhof, da heute am 25.9.1971 unser besonderes Interesse den Vögeln des Feldes bzw. den Vögeln, die sich zur Zeit im Feld aufhalten, galt.
So begegneten wir schon recht bald einer Misteldrossel, die sich auf einem Wiesenpfahl ausruhte. Nur kurze Zeit später sahen wir einen Schwarm Feldlerchen, der aus etwa 50 Exemplaren bestand und
sich Richtung Süden bewegte. Bald sahen wir auch die ersten Kiebitze über die Felder gaukeln. Von diesem typischen Zugvogel konnten wir an diesem Tag überall über das Feld verstreut kleine Trupps
von 10 bis 50 Exemplaren zählen.
Vom Nordfriedhof ging es weiter zum Sueren Pley. Auf dem freien Feld saßen Rebhühner, Ringeltauben, Misteldrosseln, Wiesenpieper und Bachstelzen, während wir Turmfalken mehrfach rüttelnd
antreffen konnten. Das Grubensenkungsgelände Sueren Pley hielt auch heute für uns einige Arten bereit, die wir sonst nirgendwo antreffen konnten: so etwa die vier Zwergtaucher, wovon mindestens
noch einer das Jugendgefieder trug, ein Teichhuhn, eine Bekassine sowie eine Schafstelze.
Von Altmerberen aus unternahmen wir dann eine Rundfahrt zu den verstreut im Feld liegenden Tümpeln. An einem gelang es uns, einen Waldwasserläufer zu beobachten, der aber vor uns schließlich
davonflog. Die größte Überraschung des Tages blieb uns fast bis zum Exkursionsende vorenthalten: es war eine Rohrweihe, ein seltener Durchzügler, die wir recht lange bei ihrer niedrigen Jagd über
die Felder zusehen durften.
Dabei wurde sie von einigen Kiebitzen gehasst. Beim Näherkommen war deutlich das Weiß auf den Flügeln und auf der Kopfober- und -unterseite zu erkennen. Mit dieser schönen Beobachtung ging dann
auch diese interessante Exkursion zu Ende.
(aus: Protokollbuch Deutscher Bund für Vogelschutz, Ortsgruppe Alsdorf)