Naturbewusst paddeln

von Wolfgang Voigt

Viele Sportaktivitäten finden heutzutage gerade dort statt, wo auch die Lebensräume zu schützender Pflanzen- und Tierarten zu finden sind. Der NABU Aachen-Land appelliert an Natursportler und Erholungssuchende: Als wichtigster Grundsatz bei allen Freizeitaktivitäten in sensiblen Naturbereichen muss gelten, dass die Natur keinen Schaden erleiden darf. Die bisherigen Eingriffe in den Naturhaushalt von Fließgewässern und Seen haben zu so schwerwiegenden Beeinträchtigungen der biologischen Vielfalt in diesen Lebensbereichen geführt, dass der Anteil der gefährdeten wassergebundenen Vögel, Fische und Pflanzen stetig steigt. Der Schutz und die Wiederherstellung der Gewässer in ihrer Dynamik und biologischen Vielfalt ist deshalb zu einer der zentralen Naturschutzaufgaben geworden.


 Sportarten wie das Kanufahren leben von der Faszination der Bewegung in der freien Natur. Damit vom Kanusport keine zusätzliche Belastungen für die Natur ausgehen, hier einige Tipps, wie unbeabsichtigte Störungen des empfindlichen Naturhaushaltes vermieden werden können:

  • Vor dem Beginn der Fahrt sollten Kanufahrer sich informieren, ob der Weg durch ein Schutzgebiet führt. Hier gelten möglicherweise besondere Regeln oder das Befahren ist ganz untersagt.
  • Verbote sollten in jedem Fall beachtet werden, um Tieren und Pflanzen nicht die letzten Schutzräume zu nehmen. Flussführer können hier weiterhelfen. Sie geben Auskunft darüber, dass es genügend Ausweichmöglichkeiten auf andere Gewässer gibt.
  • Beim Befahren der Gewässer gibt es einen obersten Grundsatz: Es sollte alles vermieden werden, was Tiere auch nur beunruhigen könnte.
  •  Flachwasserbereiche, Uferzonen sowie angrenzendes Umland sind Lebensraum einer vielfältigen Fauna. Gerade hier kommen aber auch seltene, gefährdete Pflanzenarten vor. Deshalb sollten diese Gebiete großräumig umfahren werden.
  • Auf breiten Flüssen beträgt der Mindestabstand 30 bis 50 Meter. Insbesondere viele Wasservögel nutzen die genannten Bereiche etwa von April bis Juni als Brut- und Aufzuchtbiotope. In dieser Zeit gilt besondere Vorsicht. Ist man mit mehreren Booten unterwegs, so sollten diese dicht zusammen bleiben, um die Störung möglichst gering zu halten. Kies-, Sand- und Schlammbänke gilt es zu meiden, da sie als Rast- und Aufenthaltsplatz für Vögel dienen.
  • In diesem Zusammenhang ist noch eine weitere Frage wichtig: Reicht der Wasserstand für die Paddeltour auch wirklich aus? Eine Überprüfung ist unbedingt notwendig: Bei zu geringem Wasserstand können Tiere und Pflanzen im Flussbett unbemerkt geschädigt werden.
  • Unnötige Störungen können oft auch dadurch vermieden werden, dass An- und Abfahren sowie Rasten nur an den dafür vorgesehenen Stellen geschehen.

Die folgenden Hinweise gelten grundsätzlich für alle Betätigungen in der Natur:

  • Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, den eigenen Müll wieder mitzunehmen, zumal sich darunter oft noch sogenannte Wertstoffe befinden!
  • Beobachtete Umweltverschmutzungen sollten bei den örtlichen Polizei- und Umweltbehörden gemeldet werden.

 Eine Anmerkung zum Schluss:


Mit dem neuen Bundesnaturschutzgesetz von 2002 möchte man auch Sportler als Verbündete für den Erhalt der Natur gewinnen. Künftig werden die Naturschutzbehörden die Sportverbände frühzeitig über geplante Naturschutzmaßnahmen informieren, die sich auf die Sportausübung auswirken. Die Sportler haben dann die Möglichkeit, gemeinsam mit den Behörden einvernehmliche Lösungen zu suchen. Anstelle von ordnungsrechtlichen Maßnahmen soll die Natur durch freiwillig getroffene Vereinbarungen geschützt werden. In Zukunft soll ein Natursport-Informationssystem des Bundesamtes für Naturschutz darüber informieren, wie stark eine Sportart die Natur belastet und wie Strategien zur Konfliktbewältigung aussehen können.

(Text: NABU / Wolfgang Voigt. Alsdorf 2002)